5. Pressemitteilung: Interview mit dem Linux Professional Institute
Kurz vor dem Entspurt gibt’s die letzte PM für die diesjährige OpenRheinRuhr. Wie in den Vorjahren bietet das Linux Professional Institute (LPI) ermäßigte Prüfungen im Rahmen der ORR an. Wir hatten Gelegenheit, mit den Vertretern des deutschen Ablegers des LPIs ein kurzes Interview zu führen.
Hier die Pressemitteilung im Original:
Pressemitteilung 29. September 2018
Aktuelles Wissen im Bereich quelloffener Software wird als Kriterium für eine erfolgreiche Bewerbung immer wichtiger. Hierbei kommt es z. B. im Linux-Umfeld nicht auf eine bestimmte Distribution an, sondern primär auf umfassendes Wissen, das nicht auf eine einzelne Umgebung beschränkt ist. Das Linux Professional Institute (LPI) als international führender Zertifizierer bietet einen umfangreichen Karrierepfad mit einer Reihe von aufeinander aufbauenden Zertifizierungen an. Kandidaten haben wie in den Vorjahren auch 2018 wieder die Möglichkeit, Prüfungen im Rahmen der OpenRheinRuhr (ORR) abzulegen.
Die ORR hatte im Vorfeld der Konferenz die Möglichkeit, mit dem Geschäftsführer des LPI Central Europe, dem regionalen Partner des Linux Professional Institutes weltweit, Reiner Brandt, und dem Presseverantwortlichen, Björn Schönewald, ein kurzes Interview zu führen:
OpenRheinRuhr: Die Zertifizierungen des LPIs werden ja nun schon eine ganze Weile angeboten. Was war der Ursprung dieses Industriestandards im Bereich Linux-Zertifizierungen?
LPI: Das LPI ist eine kanadische Non-Profit Organisation, die in 1999 gegründet wurde. Die Idee war damals wie heute, eine distributionsneutrale Zertifizierungsreihe anzubieten, um grundlegende und fortgeschrittene Linux-Kompetenzen belegbar zu machen. Weltweit hat das LPI bislang ca. 600.000 Prüfungen abgenommen; sie sind in mehr als 180 Ländern und neun Sprachen erhältlich. Ganz wichtig ist für uns die aktive Einbeziehung der Community, die bei der Pflege der Prüfungsinhalte, Abnahme der Prüfungen und Unterstützung bei Open-Source-Events weltweit hilft.
ORR: Wie muss man sich eine solche Zertifizierung vorstellen?
LPI: Das LPI bietet mit den Zertifizierungen LPIC 1-3 eine dreistufige Prüfungsreihe an, die aufeinander aufbaut. D.h. um das Zertifikat LPIC-2 erhalten zu können, muss vorher LPIC-1 erfolgreich abgelegt worden sein, LPIC-3 wiederum bedingt eine bestandene LPIC-2 Prüfung. LPIC-1 gliedert sich in zwei separate Unterprüfungen: 101 und 102, LPIC-2 analog hierzu in 201 und 202. Zum Erlangen der höchsten Stufe LPIC-3 wird nur eine Prüfung verlangt; hier sind aber verschiedene Spezialisierungen möglich. Neben der LPIC-Reihe gibt es mittlerweile als Basis-Prüfung die Linux Essentials, die sich an den Nachwuchs richtet. Die Idee bei der Einführung dieser Grundlagenprüfung war, in Schulen und Berufsschulen eine Einstiegsprüfung für Linux-Wissen anzubieten. Die Prüfungsinhalte wurden mit den Schulen gemeinsam erarbeitet, um sie möglichst gut in den Lehrplan integrieren zu können.
ORR: Damit sprecht ihr ein wichtiges Thema an. Wie muss man sich den Inhalt dieser verschiedenen Prüfungen inklusive Linux Essentials vorstellen?
LPI: LPIC-1 als erste Prüfungsstufe zielt ursprünglich auf den klassischen Systemadministrator ab; über die Jahre sind aber weitere Inhalte hinzugekommen. LPIC-2 umfasst Wissensgebiete wie verteilte Client/Server-Anwendungen und Netzwerkadministration. LPIC-3 als höchste Zertifizierungsstufe bietet drei Spezialisierungen: Virtualisierung und Hochverfügbarkeit, Sicherheit und hybride Umgebungen sowie die Linux-Integrationsthemen wie LDAP und Samba. Linux Essentials bietet als einführende Prüfung einen grundlegenden Überblick über Linux und die darauf laufenden Anwendungen. Im Gegensatz zu LPIC 1-3, die jeweils fünf Jahre gültig sind, um so die Aktualität zu garantieren, ist eine bestandene Linux Essentials Prüfung im Übrigen lebenslang gültig.
ORR: Wie kann man sich auf eine LPI-Prüfung vorbereiten?
LPI: Im Gegensatz zu anderen Zertifizierungen, wo Trainings verpflichtend an einen Anbieter gebunden sind, gibt es beim LPI mehrere Lernpfade. Als erstes sind hier die Trainingspartner zu nennen, die mit ihren Angeboten im Rahmen von formalen Kursen den Prüfungsinhalt abdecken und dadurch die Lernzeit verkürzen. Es gibt mittlerweile eine große Zahl von Trainingspartnern, die man auf unserer Website findet. Da unterschiedliche Kandidaten aber auch andere Lernverhalten haben, gibt es daneben noch die Möglichkeit, sich das notwendige Wissen im Selbststudium anzueignen. Hier sind die Dokumentationen z. B. in Form von Manual Pages, praktische Übungen am System aber auch entsprechende Bücher mögliche Vorbereitungsmittel auf die Prüfung. Daneben gibt es auch Anbieter, die Onlinekurse anbieten. Sämtliche Prüfungsinhalte sind detailliert auf der LPI-Website dokumentiert, damit man die Prüfungsvorbereitung mit maximaler Flexibilität gestalten kann und somit jedem Lerntyp gerecht wird. Sofern man möchte, kann man im Rahmen der Community-Arbeit z. B. mittels unserer Mailings-Liste sogar aktiv an den Inhalten für kommende Prüfungen mitarbeiten. Dieser ganzheitliche Ansatz unterscheidet das LPI von den meisten Zertifizierungsanbietern.
ORR: Wie kann man diese Prüfungen ablegen?
LPI: Das LPI arbeitet mit zwei führenden, weltweit präsenten Anbietern zusammen: Yardstick und Pearson VUE. Während sich Yardstick auf die Linux Essentials fokussiert, bietet Pearson VUE das Gesamtspektrum an Zertifizierungen an. Diese Anbieter offerieren PC-basierte Prüfungsdurchführung in entsprechenden Test-Centern. Daneben bietet das LPI vergünstigte papiergebundene Prüfungen bei entsprechenden Open Source Veranstaltungen an; wir freuen uns, bei der ORR auf eine lange Tradition von diesen Prüfungen zurückblicken zu können.
ORR Welche Vorteile bieten die LPIC-Zertifizierungen?
LPI: Für Arbeitgeber, die im Rahmen einer Stellenausschreibung entsprechend qualifiziertes Personal suchen, sind unsere Zertifizierungen ein verlässlicher Qualitätsstandard, der Auskunft über die umfangreichen Basis- bzw. Spezialkenntnisse im Linux-Umfeld gibt. Viel wichtiger ist jedoch der Wert für die Kandidaten, die mit einer bestandenen Zertifizierung eine weitere Kompetenz im Bereich Linux und quelloffener Software beweisen. Uns begegnen immer wieder bekannte Gesichter, die vor einigen Jahren eine oder mehrere Prüfungen bestanden haben und danach entscheidende Karriereschritte gegangen sind. Es gibt aber auch viele, die einfach ihr Wissen erweitern möchten, egal ob für berufliche oder private Zwecke, und die eine Zertifizierung als Anlass nehmen, sich umfassend mit Lerninhalten auseinanderzusetzen.
ORR: Wir danken euch für eure Zeit und das Gespräch!