4. Pressemitteilung: Zweite Keynote bestätigt
Wir freuen uns, nach der Sommerpause den Sprecher der zweiten Keynote zu bestätigen: Ralph Sontag, ein Mitbegründer der Chemnitzer Linux-Tage.
Hier die Pressemitteilung im Original:
Pressemitteilung 30. August 2018
Die OpenRheinRuhr freut sich, mit Ralph Sontag einen führenden Unterstützer der deutschen Freien Software Gemeinde bestätigen zu können. Seit 1999 gehört Ralph Sontag zum Organisations-Team der Chemnitzer Linux-Tage (CLT), einer der großen deutschen Konferenzen im Open Source Umfeld. Die OpenRheinRuhr hatte im Vorfeld der Konferenz die Möglichkeit, mit Ralph Sontag ein kurzes Interview zu führen:
OpenRheinRuhr: Wie starteten die Chemnitzer Linux Tage?
Ralph Sontag: Der Anfang war genau genommen ziemlich banal: Ein paar Studenten fragten im Universitätsrechenzentrum der TU Chemnitz nach, ob sie etwas Unterstützung für eine Install Party bekommen könnten – Switche, Router, Kabel usw. Der Mitarbeiter wollte nicht abweisend sein, aber andererseits ist ein Rechenzentrum kein Mietservice. Die salomonische Antwort war: Im Prinzip ja, aber dann muss das auch eine solide Veranstaltung sein. Solide – also mit Ankündigung, ein paar Vorträgen dazu … Die Herausforderung wurde angenommen, und schließlich standen wir zum 1. Chemnitzer Linux-Tag mit Bangen im Hörsaalgebäude und warteten, ob jemand der Einladung folgen würde. Die Überraschung war gewaltig, als schließlich rund 700 Leute in das Haus strömten und alle Erwartungen übertrafen. Dieser Erfolg und der Zuspruch der Gäste war Motivation für eine Wiederholung. Wir hatten also das passende Team, den richtigen Zeitpunkt, motivierende Besucher, großzügige Unterstützer und viel Glück. Und – nicht zu vergessen – ein passende Location, denn das Hörsaalgebäude war damals brandneu.
ORR: Warum gerade Linux?
RS: Man kann unter Linux den Kernel verstehen, man kann auch die Familie aller unix-ähnlichen Betriebssysteme mit diesem Kernel als Linux bezeichnen – aber das erklärt noch nicht, wieso es Linux-Tage gab und gibt und wieso sich so viele freiwillige Helfer, Referenten, Aussteller und auch Sponsoren finden. Linux stand und steht noch immer als Symbol für freie Software und diese wiederum für den Wunsch, zu verstehen, was in den Dingen, die man benutzt, vorgeht. Der Wunsch, die umgebende Welt selbst gestalten zu können, wohnt tief in uns drin, und in einer technischen Welt gibt es eben viele Menschen, die auch den Computer und seine Programme verstehen und beherrschen wollen – auf welchem Niveau auch immer. Wer versteht, wie ein Programm, ein Protokoll, ein Betriebssystem funktioniert, kann auch fundiert über Verbesserungen und Veränderungen nachdenken. Die Menschen, die zu Linux-Tagen kommen (oder auch zu ähnlichen Veranstaltungen wie der OpenRheinRuhr) wollen Entscheidungen auf der Basis des Wissens fällen, auf der Basis belastbarer Fakten. Das ist ja nicht unbedingt selbstverständlich.
Vielleicht ist das auch einer der Gründe, wieso das Publikum das Gefühl einer familiären Atmosphäre hat. Unabhängig von Alter, Beruf oder sozialer Stellung treffen sich Menschen, die hinter die Oberfläche schauen wollen, die lernen und begreifen wollen.
ORR: Wie geht’s weiter?
RS: Die Chemnitzer Linux-Tage lassen sich schlecht einordnen: Sie sind weder eine Messe, noch ein Kongress, auch kein Festival oder Workshop – die gängigen Veranstaltungstypen passen nicht. Wir fallen in eine Lücke zwischen den Kategorien und schöpfen daraus sicher ein Stück Attraktivität. Linux als Thema ist und bleibt präsent, aber der Blick wird weiter gefasst. Die Spannweite der Fragen reicht bis ins politische Spektrum. Solange uns die Schar der Helfer und Unterstützer treu bleibt, wollen wir uns der Herausforderung stellen. Auch wenn wir uns immer wieder fragen, ob genug Kraft für all die organisatorischen Aufgaben da ist, die so eine Veranstaltung erfordert.
Ralph Sontag gehört zu den Initiatoren der Chemnitzer Linux-Tage. Nach dem Studium der Mathematik blieb er als Systemadministrator und Mitarbeiter an verschiedenen Lehrstühlen seiner Universität treu. Er war u. a. Mitarbeiter beim Projekt „Offenes Deutsches Schulnetz“ und einer der Autoren des Zertifikats Internet-Nutzung.